Anzeiger, 28.08.2018

Herbstzeit ist Jagdzeit. Dabei steht der Schutz von Natur und Umwelt im Mittelpunkt, damit die Vielfalt an Wildtieren erhalten bleibt und ihr Bestehen neben dem Menschen gesichert ist.

Vor 14 Jahren legte Holger Stockhaus (44) die Jagdprüfung ab. Heute ist er Jagd- und Fischereiverwalter des Kantons Baselland und nimmt sich in seiner Freizeit gerne noch Zeit, auf die Pirsch zu gehen.

Holger Stockhaus, wie sind Sie zum Jagen gekommen?

Ich habe über den Wald den Weg zur Jagd gefunden. Wald und Wild gehören zusammen. Einerseits als Lebensgemeinschaft und Naturerlebnis, aber auch im Sinne nachhaltiger und ökologischer Nutzung. Im Rahmen meines Forstwirtschaftsstudiums hatte ich die Möglichkeit die Jagdausbildung zu machen und habe diese Chance genutzt.

Was fasziniert Sie an der Jagd?

Sie hat etwas sehr Ursprüngliches. Der Mensch ist seit jeher Jäger und war damit der Natur sehr nah. Heute hat sich die Gesellschaft vom Akt der Nahrungsbeschaffung entkoppelt. Sie ist durch den heutigen Lebensmittelmarkt einfach geworden, was auch gut ist. Die Jagd als eine Urform der Nahrungsbeschaffung hilft, sich der Rolle des Menschen in der Natur bewusst zu werden.

Welche Rolle ist das?

Wir Menschen nutzen die Natur und beeinflussen sie in vielfacher Hinsicht. Viel stärker als andere Organismen das tun. Die Jagd kann in bestimmten Bereichen helfen, ein ökologisches Gleichgewicht zu erhalten. So stehen zum Beispiel viele Singvögel oder der Feldhase unter Druck. Die Bejagung von Beutegreifern kann somit ein Teil des Artenschutzes sein. Natürlich hilft die Jagd auch übermässige Wildtierbestände zu vermeiden, zum Beispiel bei Wildschweinen oder Rehen. Auch die Rück kehr der natürlichen Beutegreifer Wolf und Luchs unterstützt diese Regulierung. Da wir aber menschliche Nutzungsinteressen in der Wald- und Landwirtschaft haben, braucht es die Jagd.

Welche Fähigkeiten muss man als Jäger mitbringen?

Als Erstes braucht es den Respekt vor der Natur und den Wunsch, wieder mehr Teil von ihr zu sein. Der Mensch hat sich ein Stück weit herausgenommen, dabei sind wir selbst nur eine von vielen Arten. Zudem gehört ein gesunder Wissensdurst dazu, um sich mit den Wildarten und ihrer Rolle im Еkosystem zu beschäftigen. Weiter sollte man geduldig sein oder dies lernen. Und neben dem respektvollen Umgang mit den Tieren und der Natur ist auch der respektvolle und offene Umgang mit anderen Jägerinnen und Jägern sowie dem nicht jagenden Teil der Bevölkerung wichtig.

Haben die Leute ein falsches Bild von der Jagd?

Ja und nein. Klassisch ist das Bild des «Grünrocks», welcher sich heimlich im Wald bewegt und der grössten Trophäe hinterherjagt. Diese etwas angestaubte Vorstellung ist aber überholt und wir als jagender Teil der Bevölkerung sind gefordert, dieses Bild aus den Köpfen zu bekommen. Jagd ist heute vor allem wildökologisch orientiert. Wer sich offen und vorurteilsfrei mit dem Thema auseinandersetzt, der wird in der Regel sehr schnell ein positives Bild von der  Jagd bekommen. Das habe ich eigentlich nie anders erlebt. Die meisten Menschen erkennen den Sinn der Jagd und sehen diese grundsätzlich positiv.