Die Zürcher Stimmbevölkerung hat die Volksinitiative « Wildhüter statt Jäger» mit 83,9 Prozent Nein-Stimmen wuchtig abgelehnt.

Mit einem derart deutlichen Resultat hat gestern kaum jemand gerechnet: Nicht einmal jeder fünfte Stimmbürger im Kanton hat der Initiative von Tierschützern zugestimmt. Diese wollten die Milizjagd durch ein Wildtiermanagement ersetzen, 80 bis 90 staatlich angestellte Wildhüterhätten die Hege und Pflege des Wildes von den 1300 Jägerinnen und Jägern im Kanton übernehmen sollen. Wildtiere hätten nur noch in Ausnahmefällen geschossen werden dürfen, der Wildtierbestand hätte sich selber und ohne Einfluss des Menschen regulieren sollen.

Bei einer Stimmbeteiligung von knapp 40 Prozent erlangte die Initiative einen Ja-Stimmen-Anteil von nur 16,1 Prozent. Sie erreichte in Ossingen mit 8,3 Prozent Ja das schlechteste und in Aeugst am Albis mit 23,3 Prozent das beste Resultat. Selbst im urbanen Kreis 4+5 in der Stadt Zürich, wo man am ehesten noch mit einer Zustimmung gerechnet hatte, erhielt die Initiative nur einen Ja-Stimmen-Anteil von 21,5 Prozent.

Mitinitiant Simon Kälin hatte mit einer Zustimmung von über 20 Prozent gerechnet, ihn erstaunt das Resultat aber nicht gross. Im Kantonsrat habe die Initiative nicht eine einzige Stimme erhalten. «Das Abstimmungsresultat bedeutet, dass 15 bis 20 Prozent der Abstimmenden nicht im Parlament vertreten sind.» Enttäuscht war er, dass die Initiative nicht mehr Unterstützung von SP und Grünen erhalten hatte. Kälin, der für die Grünen im Zürcher Gemeinderat politisiert, musste aber eingestehen, dass das Initiativkomitee in der Kommunikation wohl Fehler gemacht und zu wenig einheitlich informiert habe.

«Wir Jäger sind aus dem Wald herausgekommen»

Erfreut über das überdeutliche Verdikt war auf der Gegenseite der oberste Jäger im Kanton, Christian Jaques. «Wir Jäger sind aus dem Wald herausgekommen und haben unsere Arbeit erklärt», sagte der Präsident von Jagd Zürich.

Die Bevölkerung habe begriffen, dass Jagen nicht einfach heisse, Tiere umzulegen, sondern dass Jäger den verbleibenden Lebensraum der Wildtiere hegten und pflegten und sie tierschutzgerecht jagten. «Das Wohl der Tiere liegt uns am Herzen, das konnten wir vermitteln.» Er glaubt, dass die Jäger künftig auch vermehrt unter Beobachtung stehen werden, da sie durch dieAbstimmung stärker in die Öffentlichkeit gerückt seien. «Dem wollen wir uns auch nicht entziehen.»

Auch SVP-Regierungsrat Markus Kägi, selber ein passionierter Jäger, war hocherfreut über das Resultat. Die Jäger hätten aufzeigen können, dass sie sich das ganze Jahr über Tag und Nacht für die Wildtiere einsetzten. Es sei im Vergleich zum verlangten Wildtiermanagement mit staatlich eingesetztenWildhütern eine kostengünstige Lösung. Hätte die Initiative umgesetzt werden müssen, wäre es durch Einhagungen von Wäldern und Wiesen zu tierschutzfeindlichen Lösungen gekommen, sagte Kägi weiter.

Bundesgericht weist Bülach-Rekurs ab

Baudirektor Markus Kägi sagte gestern vor den Medien, es gebe noch eine zweite gute Nachricht für das Jagdwesen: Das Bundesgericht habe am Freitag den Rekurs gegen die Jagdschiessanlage Widstud in Bülach abgelehnt. Die Anlage sollte also demnächst zur Baubewilligung ausgeschrieben werden können. Damit könnte die umstrittene Anlage in Embrach geschlossen werden. Diese liegt mitten in einem Auenschutzgebiet von nationaler Bedeutung, der Boden dort ist grossflächig mit Schwermetallen belastet. Spätestens Ende 2019 muss die Anlage geschlossen werden.

Auch in Zukunft werden Jäger durch die Wälder des Kantons Zürich streifen.

Thomas Zemp